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Die Geschichte

 

AriValiente – Die Geburt der Seelenkönigin… (Plot)

  1         Die elfjährige, zierlich scheue Ariana aus Venezuela kommt für einige Arztbesuche im Haus des Onkels in Deutschland an. Man erfährt, dass dies nicht der Anfang der Geschichte ist. Alles hat bereits in „Tres Fuentes“ der Welt der Seelen begonnen. Wegen des großen Vergessens bei der Geburt der Menschen kann sich jedoch niemand erinnern.

          Ariana findet im Haus ein Stofftier, halb Schwein (span. Cochino) halb Schlange (span. Culebra). Es ist ein vergessener Türvorleger, der die Zugluft fernhalten soll. Sie nennt es Cochilebra, kurz Cochi. Es wird ihr ständiger Begleiter. Durch Zufall bemerkt sie, dass die Cochi lebt und erfährt von ihr die Geschichte ihrer gemeinsamen Herkunft in Tres Fuentes.

2         Tres Fuentes ist das Reich der Seelen. Ein magischer Ort mit seinen Tierwesen, Menschenähnlichen und abenteuerlichen Mischungen. Es gründet auf den drei Ur-Qualitäten. Vertrauen, Ehrlichkeit und Zuneigung. Die einzigen Eigenschaften auf die man nicht verzichten kann. Ihren Ursprung haben sie in den drei Regionen von Tres Fuentes, die durch Brücken verbunden sind. Es sind der Wald des Vertrauens mit seinem weisen König Vigor, die weiten Ebenen der Ehrlichkeit, regiert vom edlen Dervad und die sanften Hügel der Zuneigung, angeführt vom gütigen Zauberer Carin.

          Auch Arianas Seele lebt vor ihrer Geburt in Tres Fuentes. Dort ist sie die kleine Eliese, ein Mischwesen (Mimi), halb Elfe halb Riese. Scheu wie die Elfen und unbeholfen wie die Riesen, hält sie sich selbst für schwach und hässlich. Sie befürchtet nicht gut genug zu sein, um in einem Menschen geboren zu werden und ihm eine gute Seele zu sein. Das ist es aber, was sie sich mehr als alles andere wünscht. Sie passt deshalb gut auf in Menschematik, ihrem Lieblingsfach auf der Schule für neue Seelen. Sie liebt ihre Lehrerin, die eigentlich Frau Sternenlicht Feigenbäumchen heißt, die alle aber nur Kaninchen nennen. Weil sie ein Kaninchen ist. Funkelnd weiß mit strahlenden Augen kommt sie aus dem Winkel des Waldes, wo die Feigenbäume stehen. Wie alle anderen fürchtet sich Eliese vor den Pesterern. Kaum jemand weiß, wer sie sind. Sie hausen im stinkenden schlammigen Morast, der dunklen Gegend von Tres Fuentes. Die Pesterer tyrannisieren die Seelen und lassen ihre Bosheit an ihnen aus.

          Geleitet von einem lieblich blumigen Duft und einer Flötenmelodie, findet Eliese bei einem Spaziergang den verborgenen Platz der zwei Herzen. Dort sieht sie auf einem Baumstumpf Kaninchen, ihre Lehrerin, eine winzige silberne Flöte spielen.

                       „Das Spiel der Flöte“

Sie spürt wie der Klang der Flöte in ihr Kraft und Zuversicht weckt und bittet ihre Lehrerin, die Flöte selbst spielen zu dürfen. Das Kaninchen erschrickt als es Eliese bemerkt, denn der Platz ist nur wenigen bekannt. Hierher kommen die drei Herrscher, um zu beraten und wichtige Entscheidungen zu treffen. Kaninchen überreicht dem Mädchen die Flöte mit dem Hinweis auf die magischen Kräfte der zarten Klänge und der Mahnung zur Vorsicht. Eliese probiert erfolglos. Sie bekommt keinen Ton heraus. Doch gerade als sie aufgeben will, fliegt ihr der dicke, schwarze, träge und zufriedene Käfer in die Nase. Eliese verschluckt sich und die Flöte bleibt ihr in der Kehle stecken. Ihre Stimme besitzt plötzlich einen klaren, sanften Klang und verströmt eine wohltuende Magie. Sie spürt die Veränderung und bemerkt, dass Sie nun mit ihrer Stimme Seelen häufig bestärken und Pesterer manchmal beruhigen kann. Gestärkt durch ihre zauberhafte Stimme versucht sie nun, sich den Pesterern entgegenzustellen vor denen sie, wie alle anderen, bisher davongelaufen war. Ihre Stimme lässt einige von ihnen einschlafen. Die anderen kann sie jedoch nur mit kleinen Nüssen aus einer Tasche in ihrem Kleid vertreiben. Von den Seelen im Wald des Vertrauens wird sie dafür gefeiert. Besonders Atze, ein frecher Mimi aus Ameise und Katze bewundert sie.

3         Eliese kann die Begegnung mit Kaninchen nicht vergessen und sucht erneut nach dem Platz der zwei Herzen. Als sie sich nähert, sieht sie die drei Herrscher Vigor, Dervad und Carin. Sie haben sich unter dem mächtigen Kapokbaum am schwarzen Koloss, einem riesigen, glühenden Lavastein versammelt und beraten mit ernster Miene. Vigor, der König des Vertrauens, hatte die beiden anderen Herrscher, Dervad den Edlen der Ehrlichkeit und Carin den gütigen Zauberer der Zuneigung, zum verborgenen Platz gerufen. Sie sehen die Pesterer mit Sorge. Wie die Menschen werden auch sie immer mehr und bringen Missgunst und Wut nach Tres Fuentes. Dies bedroht den Frieden im Seelenreich.

          Die Herrscher beschließen etwas zu unternehmen. Jeder schlägt vor, was ihm das Wichtigste ist. Dervad meint man müsse vor allem zuerst sich selbst schützen. Dafür gibt jeder etwas von der Qualität, für die er Steht. Der König gibt etwas Blut für das Vertrauen, der Edle ein Stück Knochen für die Ehrlichkeit und der Zauberer seinen Atem für die Zuneigung. Dann schmieden sie auf dem glühenden Koloss aus allem drei kraftvolle Amulette. Die darin vereinten Qualitäten sind so mächtig, dass die Pesterer dagegen nichts ausrichten können. Carin meint die drei Herrscher sollen etwas dagegen tun, dass die Zahl der Pesterer immer größer wird. Sie beschließen deshalb, dass von nun an alle Seelen vor ihrer Geburt einen Pesterer befrieden müssen. Dies ist zugleich die Prüfung und der Beweis ihrer Reife für ihr Leben mit den Menschen.

             Vigor schließlich, will die in den Menschen geborenen Seelen stärken. Denn der weise König sieht, dass die Seelen nach ihrer Geburt auf der Erde durch die unaufhörlichen Zweifel und Gedanken ihres Menschen leiden und die Qualitäten seiner Seele im Laufe des Lebens in ihm verblassen. Er schlägt vor, für jede der drei Qualitäten eine Hymne zu erschaffen und zu den Menschen zu tragen. Wie aus einer Quelle sollen sich die Seelen daran stärken, jedes Mal, wenn sie die Hymnen dort hören. Er trägt den beiden anderen seine Hymne des Vertrauens vor und erklärt ihre Bedeutung.

               „Die Hymne des Vertrauens“

          Eliese, die sich im Verborgenen gehalten hatte, war währenddessen eingeschlafen. Sie hat die Hymnen der beiden anderen verpasst und wacht erst auf, als das Kaninchen sie entdeckt und anstupst. Von dem Kaninchen erfährt sie, was es mit den sieben Brücken in der Hymne des Vertrauens auf sich hat und dass die Regionen durch die Brücken der Knochen, der Luft und des Blutes verbunden sind. Sie symbolisieren die drei unverzichtbaren Qualitäten, die jede Seele in sich trägt und über die Brücke von Geburt und Tod zu ihrem Menschen bringt. Dies alles ist eigentlich Stoff für die oberen Klassen in Menschematik, aber wo ihre Schülerin nun schon etwas davon erfahren hat, soll sie den Rest auch kennen.

          Vigor und Dervad sind bereits aufgebrochen zu den Menschen, um ihnen die Hymnen zu bringen. Zuvor hatte Vigor sein Volk zusammengerufen und verkündet, dass sein 12. Geburtstag nun kurz bevor steht und er aus Altersgründen sein Amt aufgibt. Man solle also bis zu seiner Rückkehr einen Nachfolger bestimmen. Da sich keiner diese Aufgabe zutraut schlägt Atze vor, Eliese zur Königin des Waldes zu wählen. Sie sei die Einzige, die sich den Pesterern entgegenstellt und das Volk schützen kann. In einer Abstimmung erhält Eliese von den Seelen den Titel „AriValiente“ eine Abkürzung für Außergewöhnliche Regentin Intelligent und Valiente (span. für Mutig). Alle nennen sie nun so, den schnell haben sie vergessen, dass es eigentlich ein Titel ist.

4         Auch die Cochi kommt aus Tres Fuentes. Sie ist ein Mimi der Tierwesen. Als halbes Schwein und halbe Schlange wird sie in Tres Fuentes von allen gemieden. Als eine Gruppe von Pesterern unter ihrem neuen Anführer die Cochi bedrängt, kommt AriValiente ihr zu Hilfe. Der Anführer ist Dervad. Der Edle der Ehrlichkeit ist zu einem Pesterer geworden. Kaum bei den Menschen angekommen, hatte man sein Amulett geraubt. Ohne dessen Schutz haben ihn dunkle Gedanken durchdrungen und dazu gebracht zurückzukehren und die Herrschaft über Tres Fuentes anzustreben. Anders als ein gewöhnlicher Pesterer ist er als Edler feinsinnig und redegewandt. Er benutzt nun seine Ehrlichkeit, um zu verletzen und zu manipulieren. Er trägt AriValiente mit einem Lied vor, dass es für ihn und Tres Fuentes kein Zurück zur alten Ordnung gibt.

                    „Dervads Lied“

AriValiente erkennt seine edle Herkunft. Dervad und sein Lied klingen überzeugend und AriValiente zweifelt. Sie bietet der zu Unrecht ungeliebten Cochi an, ihre Freundin zu sein. Die Pesterer, welche statt Ärger zu verbreiten eine Freundschaft gestiftet haben, ziehen missmutig ab.

5         AriValiente zeigt der Cochi ihr Reich, den Wald. Er heißt Wald des Vertrauens. Vertrauen ist hier besonders wichtig, wo man nicht sieht, was sich hinter dem nächsten Baum verbirgt. Sie kommen zum Platz der zwei Herzen. Sitzend am schwarzen Koloss gesteht AriValiente der Cochi, dass sie sich nichts sehnlicher wünscht als geboren zu werden. Sie möchte endlich einen Menschen mit ihren Qualitäten durchs Leben begleiten, befürchtet aber die Prüfung ihrer Reife nicht zu bestehen. Das Kaninchen, das den Wunsch gehört hat, tritt hinzu. Die Lehrerin offenbart ihr, dass sie tatsächlich noch nicht reif für ihre Aufgabe ist. Anders als die einfachen Seelen, muss sie, als die neue Königin des Vertrauens, nicht nur einen gewöhnlichen Pesterer von seinem Schicksal befreien. Von ihr wird erwartet, dass sie Dervad heilt, der ihr als Anführer der Pesterer und früherer Herrscher der Ebenen in seinem Rang ebenbürtig ist. Um stark genug für ihren mächtigen Gegner zu sein, muss sie in die Regionen gehen und sich mit der Ehrlichkeit und der Zuneigung, den anderen beiden Qualitäten, vertraut machen. Denn Vertrauen allein reicht nicht für diese Aufgabe. Die Cochi verspricht ihr sie zu begleiten. Als Mimi der Tierwesen kann sie nicht geboren werden aber sie will alles tun, damit ihre neue und beste Freundin ihr Ziel erreicht. Die kleine Königin kann das Abenteuer nun kaum erwarten.

6         AriValiente und Cochi machen sich auf zu den weiten Ebenen der Ehrlichkeit. Sie überqueren die Brücke der Knochen, die den Wald mit den Ebenen verbindet. Sie symbolisiert für die Seelen, dass die Ehrlichkeit den Menschen in den Knochen steckt. Fest und konkret. Für einen Moment stinkt es plötzlich fürchterlich.

           In den Ebenen erreichen Sie Nohor den neuen Herrscher in den Ebenen der Ehrlichkeit. AriValiente erkennt ihn nicht und hält ihn für einen armen Alten in seinem zerschlissenen Mantel. Sie bietet ihm ihren Pullover an. Der Edle lehnt dankend ab, denn das, was sie sieht, ist nicht das, was es ist. Mit seiner Aufrichtigkeit hat er es nicht nötig prunkvoll zu erscheinen und trägt daher seine Mäntel bis sie ihm vom Leib fallen. Er ist bereits 33 Mäntel alt aber doch jünger als der alte König Vigor. Um ihr seine Art nahezubringen, bietet er AriValiente seinerseits Hilfe an und singt ihr zum Verständnis der Ehrlichkeit seine Hymne.

„Die Hymne der Ehrlichkeit“

    Die kleine Königin lernt dabei, wie wichtig es ist, ehrlich zu sich selbst zu sein und sich auch mit ihren Schwächen so zu präsentieren wie sie ist. Sie kann nun über ein freches Gedicht lachen, welches Atze über sie gereimt hat und in großer Runde vorträgt. Zudem gesteht sie, dass nicht die Knochen der Brücke, sondern ein heimlicher Pups von ihr dort so gestunken hat. Ihre Stimme ist dabei so hinreißend, dass auch eine Gruppe Pesterer sich ein wohlwollendes Lachen nicht verkneifen kann. Dervad, der dies beobachtet, sieht darin die Bedrohung, die von AriValiente für seine Herrschaft über die Pesterer ausgeht und überlegt, was dagegen zu tun ist.

7         AriValiente und Cochi sind von den Ebenen zurück und ziehen, mit neuem Proviant, weiter zu den Hügeln der Zuneigung. Sie erreichen die Brücke der Luft, die vom Wald zu den sanften Hügeln der Zuneigung führt. Wie die Luft kann man auch diese Brücke nicht betreten. Jedes Mal, wenn AriValiente es versucht, tritt sie ins Leere und fällt beinahe hin. AriValiente verzweifelt daran und will schon aufgeben, als die Cochi ihr mit einem lauten rasseln der Klapper an ihrer Schwanzspitze zu Hilfe kommt. Mit dem Lärm weckt sie ein Wesen auf der anderen Seite, dass AriValiente erst für einen Hund hält, welches sich aber als Pfergel, eine Mischung aus Pferd und Vogel erweist. Pfergel erkennt die Königin und verrät, dass es die früheren Herrscher Vigor und Dervad mit den Hymnen zu den Menschen gebracht hat und Dervad kurz darauf, völlig verändert, es gezwungen hat, ohne Vigor zurückzukehren. AriValiente erfährt bei dem Passieren der Brücke auf dem Rücken des Pfergels, dass die Brücke aus Luft besteht, weil die Zuneigung, zu dessen Hügeln sie führt, sich bei den Menschen in der Luft ihres Atems findet. Mal ist sie tief mal flach, genauso zart und dicht am Herzen.

           Die Cochi erzählt AriValiente viel über die vollkommene Harmonie in den Hügeln. Es ist die Heimat von Cochi und Atze und vielen weiteren Mimis. Nur hier ist genug Zuneigung für eine Hochzeit von Schwein und Schlange, Ameise und Katze oder Pferd und Vogel. Die Cochi erblickt ihre Eltern und erfährt, dass heute „Vollbart“ ist und sich alle hier voller Freude auf das heilige „Bart-Fest“ vorbereiten, denn heute hat der Bart von Carin, dem Zauberer, endlich den Boden berührt. Immer wenn dies geschieht, schneidet Carin den Bart, der nun ein Vollbart ist, in einer feierlichen Zeremonie ab und das Bartfest beginnt. Am ersten Tag wird gefeiert, am zweiten Tag wird geruht und am dritten Tag verkündet Carin, was die Herrscher seit dem letzten Vollbart beschlossen hatten. Jetzt ist es also soweit. Alle ziehen zum Festplatz zwischen den Hügeln. Jeder hat sich einen langen Bart umgebunden und sie singen, tanzen, und lachen bis in die Nacht. Unkenntlich hinter seinem falschen Bart nähert sich Dervad der kleinen Königin und fragt sie listig, wie es sein kann, dass sie allein mit ihrer Stimme die üblen Pesterer beruhigen kann. AriValiente beginnt ihre Geschichte mit der Flöte, wird aber von der Cochi weggezogen, die Verdacht geschöpft hat. Punkt Mitternacht schneiden sich alle gegenseitig die Bärte ab und wünschen sich „haarige Zeiten“ und „stets eine Handbreit Suppe unter dem Bart“ aber Dervad ist bereits unerkannt verschwunden. Cochi, die noch nie ein Bart-Fest erlebt hatte, möchte mit ihrer besten Freundin bei ihren Eltern bleiben, um mit ihnen das Fest bis zu Ende zu feiern. Es gibt Gerüchte, dass Carin zu seinem 67igsten Vollbart wieder Änderungen verkünden würde, aber genaues weiß man nicht. AriValiente hat dafür Verständnis, möchte aber die Einladung bei Cochi zu bleiben nicht annehmen. Sie weiß ja bereits, was Carin verkünden wird. Es ist das, was sie am Platz der zwei Herzen beobachtet hatte, die Einführung der Reifeprüfung der Seelen. Die Befriedung eines Pesterers vor ihrer Geburt.

8         AriValiente zieht allein weiter. Hier in den Hügeln fühlt sie sich wohl und glaubt, ihr droht keine Gefahr. Allein auf ihrem Weg sieht sie die überwältigende Harmonie in den Hügeln. Die Königin denkt über sich nach und es kommen ihr erste Zweifel. Sie findet sich immer noch hässlich und, wegen ihrer heftigen Nusswürfe gegen die Pesterer, nun auch gemein. Im Selbstgespräch hält sie sich weder für eine Königin noch überhaupt für eine gute Seele. Auf diesen Augenblick, sie allein anzutreffen, hatte Dervad gewartet, der immer versteckt in ihrer Nähe geblieben war. Er befürchtet, dass sie am Ende nicht nur einen, sondern alle Pesterer befrieden könnte. Das muss er verhindern. Mit scheinheiliger Ehrlichkeit stimmt er AriValiente zu, dass sie zwar hässlich und gemein sei, aber doch so eine wundervolle Stimme habe. Da verrät ihm AriValiente, dass es ja nicht ihre eigene Stimme ist, sondern die Flöte in ihrer Kehle, welche die Magie verströmt. Dervad schreit wütend, dass er das gleich geahnt hatte und schlägt AriValiente auf den Rücken, worauf ihr die Flöte in hohem Bogen vor die Füße fliegt. Nun bliebe nichts Nettes mehr an ihr übrig triumphiert er. So werde sie ihre Prüfung sicher nicht bestehen und kann niemals geboren werden. Niemand werde sie jemals gern haben. Aufmerksam geworden durch das Geschrei erscheint der Käfer und reißt die Flöte an sich, bevor Dervad sie im Weglaufen schnappen kann.

          AriValiente ist niedergeschlagen, ihr Selbstvertrauen erschüttert. Wieder ganz die kleine unsichere Eliese rinnen ihr Tränen der Verzweiflung über die Wangen. Der Käfer versucht sein Bestes, kann sie aber nicht trösten. Schließlich holt er Carin den Zauberer zu Hilfe. Carin nimmt die Flöte und spielt darauf. Sofort spürt AriValiente die Kraft der Melodie, von der sie glaubt, dass sie magische Kräfte hat. Da offenbart ihr Carin, das die Flöte nichts Besonderes ist. Er hat sie angefertigt und sie ist ihm ziemlich misslungen, weil er so ein lausiger Flötenschmied ist. Wie sie ja selbst bemerkt hat, kann sie kaum jemand spielen. Allein der Glaube von AriValiente an die Magie der Flöte in ihrem Hals, hat ihrer Stimme so einen wunderschönen Klang verliehen, mit dem sie andere bezaubern kann. Nun weiß sie, dass sie selbst diese Gabe besitzt. Dass sie ansonsten nicht perfekt ist und dies sogar zeigen kann, macht sie zudem besonders liebenswert. Mit seiner Hymne, die er ihr singt, unterstreicht Carin seine Zuneigung, die er für Leute mit Schwächen empfindet.

„ Die Hymne der Zuneigung“

AriValiente fasst Zuversicht und ist mit sich versöhnt.

9         Wieder aus den Hügeln zurück wartet das Kaninchen schon und drängt zur Eile. Die Geburt der kleinen Königin kann nicht länger warten. Als Klassenbeste in Menschematik und mit den Erfahrungen aus den Regionen ist die junge Heldin nun soweit. Es steht ihr die große Prüfung im schlammigen Morast bevor. Die Heilung des obersten Pesterers Dervad. Den Weg dorthin nutzt Kaninchen für eine letzte Unterrichtsstunde. Das Mädchen erfährt, dass die Pesterer nicht so böse sind, wie sie glaubt. Sie sind die Seelen der verstorbenen Menschen, die noch ihr Leid aus der Menschenwelt in sich tragen. Durch die Heilung, die jede Seele als Prüfung vor ihrer Geburt an einem der Pesterer bewirkt, wandelt sich der Pesterer wieder zu der guten Seele, die er einst war. So kann er wieder in einem Menschenkind geboren werden und den Zyklus von Geburt und Tod von neuem beginnen.

          AriValiente und ihre Lehrerin erreichen die Brücke des Blutes. AriValiente errät nun selbst, die Bedeutung der Brücke. Das Vertrauen fließt bei den Menschen mit dem Blut durch die Adern. Wie das Blut den Körper, nährt das Vertrauen die anderen Qualitäten im Menschen. Während sie noch vor der Brücke stehen, ziehen hinter ihnen alle Freunde und Bekannten auf, um ihrer Königin Lebewohl zu sagen. Denn, wenn AriValiente die Prüfung besteht, kommt sie nicht zurück. Direkt von dort tritt sie ihre Reise zu den Menschen an. AriValiente, zutiefst gerührt, kann die bevorstehende Trennung von all ihren Freunden nicht verkraften. Verzweifelt sucht sie nach Ausreden, um noch etwas bleiben zu können. Da ergreift Atze das Wort. Er gesteht ihr seine tiefe Zuneigung und seine Überzeugung, dass die Menschen sie brauchen und viele auch dort auf sie als ihre Königin warten. Er singt ihr dazu ein Lied, dass er selbst bei den Menschen gehört hat.

  „Atze singt“

AriValiente ist überrascht, wie es um die Menschen steht und nimmt ihre Aufgabe umso ernsthafter an.

10        Im stinkenden, schlammigen Morast treffen AriValiente und Kaninchen bald auf einen Pesterer vom Typ der Erschrecker und danach auf einen vom Typ der Stinker. AriValiente weist beide resolut in die Schranken, ohne sie allerdings zu heilen. Auf dem weiteren Weg fragt AriValiente das Kaninchen, wie es sein kann, dass es immer im rechten Augenblick zur Stelle ist. Das Kaninchen lächelt. Kurz darauf begegnen sie Dervad mit seiner Gruppe. Mit betont ehrlich klingenden Worten trägt er drei hässliche Gedichte über die Königin vor. Mit dem letzten trifft er AriValiente an ihrem wunden Punkt, ihrem Aussehen. Bis ins Mark getroffen und tief verletzt, weiß sie sich vor seinen fiesen Gedichten nur mit ihren Nusswürfen zu helfen. Die Nuss, die sie schleudert, entpuppt sich jedoch als der Käfer, der sich in ihrer Tasche mit Nüssen versteckt gehalten hat, um genau das zu verhindern. Er bringt sie zur Besinnung. Mit Hilfe ihrer Erfahrungen kann AriValiente ihre Verletztheit überwinden. Statt den Beleidiger mit Nüssen zu strafen, lässt sie ihn die in ihr gestärkten Qualitäten spüren. Sie versichert ihm in entwaffnender Offenheit ihr Mitleid und ihre Zuneigung für ihn, den früheren Edlen der Ebenen. Sie bedauert, dass er bei den Menschen offensichtlich seine Zuneigung verloren hat und nun seine Ehrlichkeit schonungslos und ohne Rücksicht als Waffe benutzt. Am schlimmsten ist jedoch, dass er meint, es gäbe für ihn keinen Weg zurück. Sie vertraut darauf, dass es noch Hoffnung gibt und hat inzwischen genug Selbstvertrauen, dass sie um ihre Stärke weiß. Es ist ihre Stimme. Auch ohne die Flöte klingt sie wunderbar und bezaubernd. Und diese Stimme erhebt sie für ihn mit einem Lied.

 „Die Stimme der Königin“

      Dervad ist von Gefühlen überwältigt. Damit hat er nicht gerechnet. Seine Boshaftigkeit fällt von ihm ab, er ist geheilt. So hat die Heldin ihre Prüfung bestanden und ist nun reif für Ihre Geburt.

11        AriValiente entdeckt im hintersten Winkel des Morastes die Brücke von Geburt und Tod. Den Fuß der Brücke bildet eine prunkvolle Halle mit Kuppel. Es ist der einzige Ort in Tres Fuentes an dem die drei Qualitäten noch gebündelt zusammentreffen. Vereint besitzen sie solche Kraft, dass sie die Kluft zwischen den Welten überwinden. In der Halle trifft AriValiente auf König Vigor, der von den Menschen zurückgekehrt ist. Er überreicht ihr sein königliches Amulett zu ihrem Schutz und gibt ihr drei Ratschläge für ihr Leben mit den Menschen. Erstens: Iss keine heiße Suppe, sie kann deiner Stimme schaden. Zweitens: Achte die Hühner, es sind die besten Freunde, die du finden kannst. Drittens: Wenn dein Mensch die Tür zu seinem Herzen verschließen will, stell deinen Fuß dazwischen. Der beste Schutz ist ein offenes Herz.

          Die Kuppel im Fuß der Brücke öffnet sich bunt schillernd und strahlend mit funkelndem Glanz. Es ist der Regenbogen, der die Welten verbindet. Er gibt den Blick auf alle Neugeborenen frei. AriValiente muss sich nun für ein Menschenkind entscheiden. Sie wählt die zarte Ariana. Plötzlich erscheint die Cochi aus dem Morast und will ihre beste Freundin nicht allein ziehen lassen. Sie klammert sich an das Bein ihrer Freundin und beide werden vom Sog der Geburt fortgerissen. Kaninchen und Käfer springen hinterher, um das unweigerliche Unglück zu verhindern. Bevor alle in der Menschenwelt ankommen, gelingt es ihnen, die Cochi auf der Brücke von AriValiente zu trennen, wobei jedoch das Amulett verloren geht.

12        AriValiente ist nun die Seele von Ariana. Der Käfer und das Kaninchen leben als ihr Onkel und ihre Tante in dem Haus in dem Ariana sie besucht. Sie waren als Wächter für AriValiente vom Zauberer Carin ausgewählt und mit der Gabe des Weltenwechsels ausgestattet worden. Allerdings hatte er das große Vergessen nicht bedacht. Sodass nur die Cochi, die bei ihnen geblieben war, sich an die ganze Geschichte erinnern konnte. Als Mimi der Tierwesen kann sie nicht geboren werden und ist daher von dem großen Vergessen nicht betroffen. Die Cochi schämt sich, weil ihretwegen das Amulett verloren ist. Auf den Rat des Onkels sucht und findet die Cochi das Amulett und sendet es Ariana. Ariana antwortet dem Onkel und teilt ihm mit, dass das Amulett heil angekommen ist. Seitdem sie es trägt, hat sich viel verändert. Sie macht sich nun nicht mehr über alles so viele Gedanken und wenn, dann sind sie jetzt meist positiv und zuversichtlich. Auch die Leute sind plötzlich viel freundlicher und man bittet sie zu singen, weil sie so eine bezaubernde Stimme hat. Und singen… das tut sie am liebsten…